Das Interview mit Hedwig und Thomas Roos fand am 29.03.2023 statt.
Hedwig und Thomas Roos waren lange Jahre in verschiedenen Funktionen bei der Partei der Grünen aktiv und sind es bis heute,.
I: So, dann fangen wir mal an. Wie fing es bei euch beiden mit den Grünen an?
Thomas Roos: Also ich war bei der Stadt angestellt im Bereich Lokale Agenda.
I: Hast du ein Jahr?
Thomas Roos:2000 und 2001. Und zu der Arbeit habe ich den Reinhard Jütte, der damals Fraktionsvorsitzender bei den Grünen war, kennengelernt und vor allen Dingen den Peter Hirseler. Und dann bin ich da ja irgendwann mal rausgeflogen. Unter anderem auf Initiative des jetzigen Bürgermeisters. Und dann habe ich mir gedacht, was die Grünen erzählen, ist alles vernünftig. Und die hatten damals so ein Jour fixe, immer ersten Freitag, glaube ich, im Monat, damals auch im Brauhaus Zur Krone. Und, ja, bin dann schnell darein gekommen. Dann wollte man, dass Ich kandidiere hier in Paffendorf. Und da habe ich gesagt, wenn ich kandidiere, werde ich auch Mitglied, alles andere hat ja keinen Sinn. Und dann ging das alles ruckzuck. Dann war ich zwei Monate später Vorstandsmitglied und ein halbes Jahr später Bürgermeister-Kandidat. Ja, und so bin ich da reingewachsen. Und nach der Kommunalwahl 2004 war ich dann zwar kein Bürgermeister, Gott sei Dank, wie ich jetzt sagen muss, sondern wurde dann Fraktionsgeschäftsführer. Bis es dann Differenzen gab zwischen mir und Reinhard Jütte . Dann war ich ab 2007 da wieder raus und bin dann aber immer Parteimitglied geblieben und war aber von allen Informationen abgeschnitten. Und bin dann aber wieder eingestiegen, 2017, glaube ich, hat der David Demgenski mich zurückgeholt als Vorstandsmitglied. Und dann war ich dann wieder die nächsten acht/ neun Jahre, Fraktionsgeschäftsführer.
I: Ja. Da kommen wir gleich nochmal drauf. Hedwig, wie war das bei dir?
Hedwig Roos: Bei mir war das so, dass ich nach der Erziehung meiner Kinder, an der mein Mann aber auch maßgeblich beteiligt war, zum Schluss in der Schule immer mehr GRÜNE Kontakte zum Ortsverband hatte. Ich durfte Plakate kleben, ich durfte Feiern vorbereiten. Und als ich dann in der Schule aufgehört habe oder kurz davor auch, bin ich in den Schulausschuss gekommen und in die Schulbereisungskommission gekommen.
Thomas Roos: Da warst du auch schon Mitglied.
Hedwig Roos: Ja, da war ich Mitglied. Bin im Sozialausschuss gewesen und habe mich eben um solche, Mütter-, Frauen-Themen gekümmert. Dann irgendwann wurde ich auch noch im Kreis zum Kreistagsmitglied, ich glaube, 2020, war das.
Thomas Roos: Ratsmitglied. 2020.
I: Dann sind wir schon bei der nächsten Frage, die ich hätte, welche Bereiche habt ihr übernommen?
Hedwig Roos: Es kamen dann aber eben noch die Bereiche im Kreis dazu, wo ich auch im Sozial- und im Schulausschuss war. Und da noch von einer etwas anderen Warte aus die ganzen Dinge beobachten konnte und auch reflektieren musste. Und da ist mir so einiges aufgefallen, was vielleicht schief läuft: die vielen Schulneubauten, die vielen Kindergartenneubauten, die ja alle im Grunde genommen gut sind. Aber gleichzeitig hatte ich so meine Bedenken, weil am Anfang war ich ja in der Schulbereisungskommission, als wir noch mit der CDU im Bündnis waren. Und meine Gedanken da eher akzeptiert wurden (lacht) als das heute der Fall ist.
Hedwig Roos: Weil ich, zum Beispiel, Zweifel daran habe, ob die Stadt diese ganzen finanziellen Sachen, die sie da auf sich genommen hat, überhaupt stemmen können wird. Sie wird sie sicher stemmen können, wenn sie dann in den, in das Haushaltssicherungskonzept kommt.
Hedwig Roos: Aber ich denke, zum Beispiel, da gerade im IT-Bereich, dass da viele Sachen finanziert werden, die nicht wirklich gut für die Kinder sind. Weil das sind Kleine, die keine eigene Stimme haben, die kriegen das aufgedrückt, dürfen am Computer lernen. Und ihnen fehlt es an Sprache, ihnen fehlt es an sozialen Kontakten. Und, ja, für die ist es eigentlich eher wichtig, Sprechen und Schreiben zu lernen, ein bisschen Rechnen ist auch nicht schlecht. Und sie sollten einfach Spaß an der Schule haben und in ihren musischen und sportlichen Fähigkeiten gefördert werden, was auch nicht immer ganz einfach ist. Aber ich glaube, diese heranwachsende Generation, um die es mir immer gegangen ist, die wird ganz große Schwierigkeiten kriegen. Weil es wird viel Geld da reingestopft, aber eigentlich brauchen sie was anderes. Punkt.
Thomas Roos: Ja, ich war, bis auf den Rechnungsprüfungsausschuss, (lacht) in jedem Ausschuss in den 20 Jahren oder …… doch 20 Jahre sind es jetzt, die ich dabei bin.
Seit 2017 bin ich Ratsmitglied, seit 2021 jetzt auch im Kreistag als Nachrücker. Ja, und ein Großteil meiner Arbeit war in der letzten Legislaturperiode, da waren wir ja im Bündnis mit der CDU, da so eine Art Moderator zu spielen. Weil wer Peter kennt, weiß, der ist schon mal meinungsfreudig.
I: Ja, kann man so stehen lassen.
Thomas Roos: Kam bei der CDU nicht so ganz gut an und ich habe das dann meistens hingekriegt, dass wir da zu einem Kompromiss gekommen sind. Was dazu geführt hat, dass die damalige Bürgermeisterin mal irgendwann mal gesagt hat: „Du bist ja so nett.“ Da habe ich schon wieder gedacht, oh, jetzt hast du irgendwas falsch gemacht. Aber es hat ganz gut hingehauen. Ja, dann war ich ja nebenher noch vier Jahre Parteivorsitzender, was sich da ganz gut kombinieren ließ. Weil ich dann sozusagen, die Schnittstelle war, sowohl innerhalb der Koalition, also auch innerhalb unserer Partei, unserer Fraktion. Wenn man nach jahrzehntelanger Arbeit für die Stadt / Weil ich habe ja auch schon beim WDR immer dafür gesorgt, dass Bergheim nicht als Deppendorf verkauft werden konnte. Bin ich schon darüber frustriert, wie wenig man letzten Endes erreicht hat. Also gerade was Energiewende und vor allen Dingen was Strukturwandel anbetrifft, sind wir, seitdem der Volker Mießeler Bürgermeister ist, keinen Schritt mehr weitergekommen. Wir haben den damals als Bürgermeister-Kandidaten unter anderem oder hauptsächlich nominiert, weil er ja geschafft hat, fünf Windkraftanlagen zu bauen. Und seitdem er das nicht mehr ist und Bürgermeister ist und sein Mäntelchen in den CDU-Wind hängt, ist da gar nichts mehr passiert. Und das ist sehr schlecht für die Stadtwerke, sowohl für die Öko-Bilanz als auch vor allen Dingen für die städtischen Finanzen. Also die Stadt Bedburg hat sich aus dem HSK mit den 20 Windrädern rausgearbeitet, die sie damals gebaut haben. Und bei uns ist da Hängen im Schacht .
Hedwig Roos: So, ich möchte noch einen Wunsch äußern. Oder hast du noch was? Also …..
I: Ich habe noch einiges. Dann bist du jetzt ….
Hedwig Roos: …..hoffentlich halte ich so lange durch.
I: Welche Zeit wart ihr im Vorstand?
Hedwig Roos: Die Zeit habe ich nicht im Kopf, da müsste ich jetzt meinen Computer aufmachen.
I: Erzähle mal was über die Zeit im Vorstand.
Hedwig Roos: Das war schon ganz schön lange. Thomas, wann fing das an, dass auch ich in den Vorstand ging?
Thomas Roos: 2018, glaube ich. 2018.
Hedwig Roos: Ja, kommt hin. Damals war auch noch der Uwe Ulbrich dabei, der dann ja wegen seiner Tätigkeit für die Stadt und dann später auch für die Kreisverwaltung sich da zurückgehalten hat. Aber so war das. Ja, und das hat mir auch oft sehr viel Freude gemacht und ich fand das gut, weil ich dachte, du kannst da wirklich irgendwas (lacht) voranbringen. Besonders als wir noch mit der CDU zusammen waren, dachte ich das. Aber letzten Endes haben wir nicht viel vorangebracht. Bin ich schon ein wenig resigniert.
I: Ja, ich dachte jetzt auch so an die Partei, aber / Wie war das bei dir, Thomas, im Vorstand? Wir kommen gleich nochmal auf den Fraktionsgeschäftsführer.
Thomas Roos: Ich bin ja, kurz nachdem ich Parteimitglied geworden bin, noch 2003 dann, damals gab es noch Beisitzer, Beisitzer im Vorstand geworden. War da bis 2007 und jetzt wieder seit 2017. Und wir haben seitdem immer von, damals knapp 20, auf zeitweise über 30 Mitglieder gekommen. Bergheim ist halt ein schwieriges Pflaster. Also die jungen Leute, die eigentlich wir ranziehen müssten, sind zum Teil politisch nicht interessiert oder nur bei Einzelthemen, wie Fridays for Future oder so. Aber interessieren sich eigentlich nicht wirklich für Kommunalpolitik. Deshalb ist es schwierig, die ranzuziehen. Aber als ich in den Vorstand gekommen bin, hatten wir ein Ratsmitglied, bis ich dann ausgeschieden bin, zum ersten Mal, hatten wir drei Ratsmitglieder. Ja, und jetzt, nachdem ich Vorsitzender war, das will ich jetzt nicht mir selber anrechnen, aber seitdem haben wir dann bei der letzten Wahl unsere Anzahl, wenn man da hatte, verdoppelt. Und von daher hat sich also das Klima gegenüber Grünen in Bergheim schon geändert. Unser Problem sind eher Mitglieder als Wählerstimmen. Also der Uwe Ulbrich hatte ja fast ein Direktmandat geholt im Bergheimer Dorf. Und das war schon ein Zeichen, also, da waren wir früher so weit weg von. Ich glaube, das beste Ergebnis vorher hatte der Peter mal mit 12 Prozent, aber der Uwe hatte ja über 30!
I: Ja, super. Und dann bist du ja Fraktionsgeschäftsführer geworden?
Thomas Roos: Genau.
I: Erzähle mal, was über die Zeit.
Thomas Roos: Ja, den Posten gab es ja vorher nicht. Wir hatten vorher einen Fraktionsvorsitzenden und Sekretärinnen, verschiedene. Und dann habe ich damals gesagt, als ich natürlich nicht Bürgermeister geworden bin, man muss die ganze Arbeit etwas besser strukturieren. Und ich, als ehemaliger Verwaltungsmitarbeiter, kannte mich auch in dem Geschäft ganz gut aus. Ich kannte die handelnden Personen, die einen waren mir wohlgesonnener als die anderen, aber ich kannte die alle. Und ich wusste, wo ich da ansetzen musste. Und ich denke mal, die Arbeit ist dadurch strukturierter geworden. Ja, und jetzt, seitdem ich wieder Fraktionsgeschäftsführer bin, seit 2015, denke ich mal, hat sich das Ganze schon sehr professionell entwickelt. Vor allen Dingen, wenn man anguckt, was die anderen Fraktionen so machen. Also die CDU verweigert ja nun, alle Anträge, inhaltliche zu stellen. Von der FDP kommt bis auf Abschaffung der Parkgebühren seit 20 Jahren auch nichts. Die Sozialdemokraten sind ziemlich desolat und von den anderen wollen wir gar nicht reden. Von daher, sage ich mal, sind wir da schon am professionellsten aufgestellt gewesen.
Hedwig Roos: Ich habe jetzt genaue Zahlen, aber ich kann dir das einfach dazu geben.
I: Ja.
Hedwig Roos: Ja?
I: Prima.
Hedwig Roos: Also seit November 2020
I: Jetzt kommt eine ganz gemeine Frage. Wie war euer Verhältnis zur Stadtverwaltung?
Hedwig Roos: Gut.
I: Erzähle einfach, was dir dazu einfällt.
Hedwig Roos: Also damals, als noch / Wie ist die, Marie-Theres Brand und Wolfgang Weitz und für Schule und Soziales zuständig waren, weil das ja meine Themen waren, da funktionierte das wirklich immer gut ….
Thomas Roos: Doris Ungermann nicht zu vergessen, die für Kindergärten zuständig war.
Hedwig Roos: Die hatten alles im Auge, genau, die Frau Ungermann auch. Und hatten eigentlich einen guten Weg eingeschlagen, um die soziale und schulpolitische Landschaft da in Bergheim auf einen guten Weg zu führen. Zugegeben waren das auch noch relativ gute Zeiten für Bergheim, als die beide in den Ruhestand gingen, ging es eigentlich auch noch gut weiter. Nur durch die, Corona-Pandemie, Krieg mit Putin und diese ganzen Geschichten wurde das Ganze immer etwas schwieriger. Und der Haushalt geriet immer mehr in eine Schieflage. Und das Geld und das Baumaterial und die Fachkräfte und die Bauarbeiter waren nicht mehr so zahlreich vorhanden, wie damals geträumt wurde, dass die Projekte alle realisiert würden. Aber ich muss sagen, die jetzt da in der Verwaltung tätig sind, sind immer noch gut ansprechbar. Wenn du die fragst, eigentlich kriegst du immer gute Antworten, nur, sie wissen langsam so selbst keinen Rat mehr. Ganz besonders hervorheben möchte ich die tolle Arbeit der Frau Lehmann-Pedyna, die ja jetzt auch zusammen mit der Marion Groß beim Kreis dieses „Ein Zuhause für alle“-Projekt, in Gang gesetzt hat. Wo es darum geht, dass die steigende Zahl der Wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit in Zukunft Betroffenen steigt und steigt und steigt. Dass die versuchen, ein Projekt auf Kreisebene zu entwickeln, zusammen mit allen Kommunen, wo alle Beteiligten zu einem gemeinschaftlichen Prozess kommen. Der vom Kreis dann organisiert wird, aber auf alle Kommunen zurückkommt. Und dieses Problem, was ja diejenigen, die genau wie kleine Kinder auch kein großes Wort haben, die einfach ja nicht am sozialen Leben beteiligt werden, weil ohne Wohnung ist das echt schwierig. Also diese Frau, die muss ich ganz besonders loben, auch in der Kreisverwaltung, die Marion Groß, weil ich habe ja nicht nur auf Stadtebene, sondern auf Kreisebene gearbeitet. Das waren für mich so in dem letzten Jahr die beeindruckendsten Begegnungen für das, was den Kreis und die Städte weiterbringen könnte.
Thomas Roos: Mein Verhältnis zur Verwaltung war im Prinzip auch gut, weil ich, wie gesagt, die handelnden Personen kannte. Mit den eben zitierten Weitz, Ungermann, Brand stand ich auch ständig unten in der Raucherecke. Da hat man natürlich eine bessere Kommunikation, als wenn man da von Büro zu Büro laufen muss oder telefonieren oder sowas. Ein sehr gutes Verhältnis hatte ich zu dem, leider ja sehr früh verstorbenen Peter Ludes. Der ja lange / ich glaube, 24 Jahre lang unser erst dritter, dann erster Beigeordneter. Der auf seine Art, manchmal von hintenrum durch die Brust immer freundlich, viel erreicht hat, ohne dass er großen Widerstand damit erzeugt hat. Also, eigentlich sind mir die Kollegen in der Regel und bis auf eine Ausnahme die ehemaligen Leiter vom Bürgermeisterbüro, wo jetzt aber auch Frieden herrscht, seit einer Woche, bin ich mit denen ganz gut klargekommen. Also ich bin ja auch eingestellt worden, persönlich damals vom Bürgermeister, Jürgen Peters, zu dem ich auch ein sehr gutes Verhältnis hatte. Aber dieses gute Verhältnis hat ja nicht letzten Endes zu vielen Ergebnissen geführt. Aber nicht zu den Ergebnissen, die hätten erreicht werden können, sagen wir mal so.
Hedwig Roos: Ah, ich muss dir noch was sagen. Ich möchte auch noch ganz besonders loben, den Kämmerer der Kreisstadt Bergheim, der gestern, zum Beispiel, auch in der letzten Schulausschusssitzung, die ich hatte, mich, als ich diese….
I: Es geht um Herrn Esser, ja?
Hedwig Roos: Ja.
Thomas Roos: Ja.
Hedwig Roos: Als ich diese kritischen Fragen stellte und dann auch fragte, wie das denn jetzt zu dem Haushalt passt, dass man da so viel Geld in die Hand nehmen muss für relativ, sage ich jetzt mal ganz kurz, fragwürdige Ziele bei der IT doch relativ viel Geld in die Hand nehmen muss für Sachen, die vielleicht gar nicht für alle Kinder so gut sind. Und auch bei dem Projekt mit den Containern, die jetzt Module heißen das sind ja gar keine Container mehr, weil die sind eigentlich schöner als jeder Klassenraum, indem ich hier gesessen habe. Dann mich doch so anguckt und sagte: _Ja, vielleicht hat die Frau Roos recht und wir müssen doch ein wenig mehr sparen._ Zu guter Letzt oder du bist ja immer noch nicht fertig, kommen aber noch die Hausmeister der Stadt Bergheim, die nämlich wirklich richtig klasse sind. Der Santiago Garcia und der Andreas Rixen. Wenn man von denen nur irgendwas irgendwann wollte, die waren immer sofort bereit, hier, jetzt auch bei dem Umzug in das neue Büro oder wenn irgendwas mit den Schlüsseln nicht klappte. Auf die bin ich besonders gut zu sprechen, weil die machen einen richtig guten Job und arbeiten dann / Ich glaube, der eine von denen schläft im Keller vom Rathaus.
I: Meine nächste Frage wäre gewesen, ihr wart im Sozialbereich aktiv, aber das haben wir im Prinzip schon in den vorigen Fragen weitestgehend mit abgehandelt. Wie waren Deine weitern Aktivitäten, Hedwig?
Hedwig Roos: Seit dem November 2020 bin ich stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Stadträtin in Bergheim. Ich bin auch im Ausschuss für Soziales, Finanzen und Liegenschaften und im Jugendhilfeausschuss. Außerdem arbeite ich mit am Schulentwicklungsplan und im Arbeitskreis für Inklusion und Älterwerden. Im Dezember 2021 kam ich in den Kreistag und setzte mich als Sprecherin AK Schule, als Mitglied des Sozialausschusses und im AK Gesundheit mit meiner Sachkenntnis für schulische, soziale und gesundheitliche Themen ein. Es bleibt auch noch Zeit für meine Familie, meinen Mann, meine Kinder und meine Enkel und so weiter. Und jetzt bin ich bald 72 und habe keinen Energie mehr, auf Stadtebene weiterzuarbeiten.
I: Das ist nachvollziehbar. (lacht) Gut. Die nächste Frage: was ist der Unterschied gewesen, also als ihr in der Regierung wart mit der CDU zusammen und jetzt plötzlich in die Oppositionsrolle gedrückt worden seid?
Thomas Roos: Ja, ganz einfach ausgedrückt, die CDU wollte ja regieren in Bergheim, das konnte sie nicht alleine. Mit der FDP, insbesondere mit den Fraktionsvorsitzenden, konnte sie gar nicht mehr. Und deswegen haben sie uns einige Zugeständnisse gemacht, einfach, um die Mehrheit zu behalten. Aber ich denke mal, das ist denen zu weit gegangen, weil die gemerkt haben, im Gegensatz zu denen sind wir eine Programmpartei und sind an Inhalten interessiert. Und deswegen haben sie dann, ja, nicht direkt aufgekündigt aber die hätten uns das Leben so schwer gemacht, dass wir wie in der Schweiz so eine Altparteien-Koalition gehabt hätten, wo wir dann 6 von über 40 gewesen wären. Das heißt, wir hätten da gar nichts mehr durchgesetzt. Deshalb hatte das keinen Sinn, das weiterzumachen. Aber als wir noch im Bündnis waren, haben wir einige Sachen durchgekriegt.
Hedwig Roos: Was war das denn? Nicht genug Windräder auf jeden Fall.
Thomas Roos: Nicht genug (?)…. Doch. Als der Volker noch Stadtwerke-Chef war, haben wir die ja durch gekriegt. Da waren wir ja auch schon im Bündnis.
Hedwig Roos: Aber dann haben wir jedenfalls nicht mehr so viele durchgekriegt, dass jetzt wir j nicht so bald ins Haushaltssicherungskonzept zurückfallen. Ein ganz besonderer Punkt dabei ist die Kindergartenplatzversorgung im Bergheimer Stadtgebiet. Alle wissen ja, wenn sie überhaupt daran interessiert sind, dass 500 Kindergartenplätze fehlen. Hundert davon sind für diejenigen, die einen rechtlichen Anspruch auf Kindergartenplatz haben, nämlich die über dreijährigen bis vier und mehr.
Hedwig Roos: Und die anderen, eben U3, deren Eltern, die hier nach Bergheim hingezogen sind, weil angeblich damals ja die Versorgung mit Kindergartenplätzen richtig gut war. Die hadern jetzt, weil einige von denen eben gut bezahlte Fachkräfte sind, die aber keine Plätze für ihre Kinder kriegen. Und deswegen auf ihren Doppelverdienerlohn verzichten müssen, weil sie keine Betreuung haben und wahrscheinlich dann ihr Häuschen demnächst verkaufen dürfen.
I: Das ist für Bergheim?
Hedwig Roos: Und dann geht es nämlich noch weiter, wenn die hundert Eltern zumindest klagen und ihren Kindergartenplatz einfordern, wird das richtig teuer. …
I: Habt Ihr einigeTipps die ihr euren Nachfolgern mitgeben wollt?
Hedwig Roos: Also, ich für meinen Teil würde allen schul- und sozialpolitischen Politikern und auch den Ämtern, die damit zusammenhängen, ganz viel Weitsicht empfehlen. Damit bei denen, die ja nicht wirklich eine gute Stimme haben, weil sie nicht sprechen können oder nicht gehört werden, da vielleicht sich trotzdem in Bergheim glücklich fühlen könnten. (…) Mehr kann ich dazu nicht sagen.
I: Thomas?
Thomas Roos: Ja. Ich kann nur empfehlen, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen, weil bisher waren die Anträge, die gestellt worden sind, seit dem ich dabei bin oder zumindest seit dem Reinhard Jütte weg war, kamen zu 80 Prozent von Peter. Zu 15 Prozent dann noch von mir und die 5 Prozent haben sich auf die Restfraktion verteilt. Das kann einfach nicht so sein, so weiter bleiben. Und dazu gehört natürlich auch, dass der Peter dazu bereit ist, Arbeit zu delegieren. Was extrem schwierig ist, weil Peter ist, wahrscheinlich aus der Geschichte der Fraktion bedingt, ein Einzelkämpfer. Er macht gute Sachen, aber gerne unabgesprochen und die Leute kriegen zum großen Teil gar nicht mit, was da alles gelaufen ist, weil Peter das alles selber macht und das muss sich dringend ändern. Das dürfte auch jetzt für meine Nachfolgerin die Hauptaufgabe sein, Peter da zu unterstützen. Und Peter muss dann auch die Geschäftsführerin mitnehmen, wenn irgendwelche Gespräche mit der Verwaltung laufen. Weil es hat auch den Vorteil, man hat einen Zeugen. ….
Thomas Roos: Das ist im Prinzip, wir müssen einfach oder ihr müsst die Arbeit auf mehr Schultern verteilen, dabei vor allen Dingen den Peter mitnehmen. Und manchmal muss Peter auch gebremst werden.
I: Ich gucke schon mal nach meiner letzten Frage, wobei hinten nochmal eine offene Frage kommt. Warum hört ihr auf und was sind eure Pläne?
Hedwig Roos: Also ich war heute bei meiner Hautärztin. Ich habe schon wieder Gürtelrose, trotz der Impfungen, die ich im Dezember und im Februar hatte, kommt ganz selten vor. Und Thomas hat auch so seine Macken und wir brauchen einfach mal bessere Luft und ein bisschen Erholung. Und deswegen haben wir aufgehört, um uns mehr Freiräume zu ergattern, die wir ja auch verdient haben. Weil Thomas ist jetzt seit kurzem in Rente, ich bin schon länger in Pension, aber unsere Gesundheit ist einfach am Knacken.
Thomas Roos: Also bei mir steht auch der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund. Ich merke immer, wenn ich nicht im Rheinischen Revier bin, habe ich viel Probleme mit Husten, mit Verschleimung und so. Und das ist, wenn ich einen Tag woanders bin, weg. Es ist einfach schlecht für die Gesundheit diese Luft hier mit dem ganzen Feinstaub, der hier durch die Gegend fliegt und so. Und ich bin ja ein starker Raucher, das macht mir aber, wenn ich woanders bin als hier, nichts aus. Wie gesagt, ich huste dann nicht, außer ich bin erkältet. Aber ich habe nicht diesen komischen Raucherhusten, Verschleimung und so weiter. Und der zweite Aspekt, also ich wohne jetzt seit 1969 im Erft-Kreis, davon über 40 Jahre in Bergheim selber. Ich mag die Leute, die sind mir ans Herz gewachsen, ich komme ja ursprünglich aus Köln. Ich fand das Landleben schöner, als in einer Großstadt zu wohnen. Aber eins kann man nicht sagen, dass das hier landschaftlich schön ist. Und wo wir hinziehen, ist halt für mich das Auenland. So nenne ich es. Also für die Leute, die den Film schon mal gesehen haben, Herr der Ringe oder der Hobbit, die wissen, was meine. Es ist einfach da unglaublich schön. Ja, ist mal auch eine neue Umgebung und wir kennen die Gegend da seit über 30 Jahren, waren da sehr oft im Urlaub. Kennen, aus unserem Dorf, wo wir immer im Urlaub waren, alle Einwohner.
I: Sage mal genau, wo das ist.
Thomas Roos: Camp Ferrier, das ist zwischen Carcassonne und Andorra, da kennen wir jeden Einwohner, zum Teil seit ihrer Geburt.
Hedwig Roos: Du musst das Chateau de Puivert erwähnen.
Thomas Roos: Ja, unterhalb vom Chateau de Puivert, das war die Mittelalter-Disko, da traf sich im Mittelalter immer der Hochadel, um da Ehen zu stiften und anzubahnen. Auch eine ganz nette Kulisse. Aber das ist jetzt was, was mich da nicht unbedingt hinbringt, abgesehen davon, dass da unglaublich viele Schlösser und Burgen natürlich sind. Das ist nämlich da, wo die Katharer früher saßen. Aber wenn wir da nicht hinziehen, haben wir noch andere Möglichkeiten, Mittelitalien, also Abruzzen. Oder Normandie hat uns auch sehr gut gefallen, wobei Normandie klimatisch ganz günstig ist, weil da wird es im Winter nicht so wirklich kalt und im Sommer nicht wirklich heiß. Ist aber natürlich eine Ecke teurer als im Auenland, weil da keiner wohnt. Da Engländer, die da gewohnt haben, verkloppen alle ihre Häuser, weil sie sonst alle drei Monate zurückmüssen nach England nach dem Brexit. Und deshalb sind die Preise da auch nochmal freundlicher geworden.
Hedwig Roos: Und deswegen sage ich das jetzt nochmal. Auch ich zolle diese Auszeit meiner Gesundheit. Ich brauche einfach auch eine Auszeit, um meine Gesundheit wieder in Schwung zu bringen. Und die Kraft, die mir noch bleibt, die möchte ich jetzt nicht meinen politischen Ämtern schenken. Sondern die möchte ich mir schenken, damit ich noch einen längeren Lebensabend genießen darf.
Thomas Roos: Schöner Sterben in den Pyrenäen. (lacht)
I: So, jetzt kommt meine letzte Frage. Was wollt ihr sagen, was wir noch nicht behandelt haben?
Hedwig Roos: Ich bin durch.
Thomas Roos: Was wir noch nicht gesagt haben, ist, wenn wir so organisiert, gut organisiert, insbesondere inhaltlich weitermachen und weiter durch unsere eigenen Annoncen eine gute Präsenz in der Presse haben, sehe ich die Zukunft der GRÜNEN Mandate rosig. Vor allen Dingen, weil die CDU so dermaßen schlecht performt und denen die Wähler auch wegsterben, weil die stärkste Wählergruppe bei denen ist deutlich über 60. Das Problem wird sein, die Mandate auch zu besetzen.
Hedwig Roos: Ja. Also, ich sehe meine Zukunft auf politischer Ebene auch eher im Kreis, weil das Mandat habe ich ja noch nicht abgegeben.
I: Okay. Dann bedanke ich mich für das Gespräch.
Das Gespräch führte Wolfram Franke